Als ich vor fast genau 5 Jahren aus der Schanze weggezogen bin, sind einige Tränen gekullert. Beinahe 8 Jahre hatte ich in der Amandastraße gewohnt, einer kleinen Sackgasse, 5 Gehminuten vom Bahnhof Sternschanze. Perfekte Lage im Hinterhof, nette Nachbarn, man hatte meistens seine Ruhe und war trotzdem in wenigen Minuten direkt im Geschehen. Nur leider viel zu klein für zwei und teilweise auch schon mit der einen oder anderen Macke. Aber egal, meine erste Wohnung ganz für mich allein, und ich habe sie heiß und innig geliebt! Und jetzt ging es nach Hasselbrook bzw. Hamm-Nord. Auf die andere Seite der Alster. Ich war traurig. Und hätte nie gedacht, wie mir dieses Hamm-Nord ans Herz wachsen würde! Jetzt ziehen wir wieder um - und ich kann nicht ausschließen, dass wieder Tränchen kullern.
Hamburger Mietpreise - einfach unglaublich.
Eigentlich bekloppt, denn unsere neue Wohnung ist wirklich toll! Groß, im Grünen, mit vielen Familien drum herum und trotzdem zentral gelegen. Und trotzdem fällt mir der Abschied aus Hamm-Nord nicht leicht. Wir haben wirklich alles versucht, um eine Wohnung hier in der Gegend zu finden, aber bei den aktuellen Mietpreisen ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Es sei denn, man zieht in eine kleinere Wohnung oder verdient ein kleines Vermögen. Dementsprechend haben wir gefühlt ewig gesucht und waren beide dementsprechend genervt. Und jetzt, mit Kind, ist eine Wohnung im Dachgeschoss einfach wirklich blöd. Jeden Tag die ganzen Treppen, meistens mehrfach, und dabei Kind, Kindersitz und Einkäufe auf dem Arm - nee, das geht so nicht.
Hasselbrook: ein Stückchen Heimat.
Trotzdem: In den letzten 5 Jahren habe ich Hamm-Nord und Hasselbrook sehr lieb gewonnen. Man ist in 15 Minuten fast überall. Mit der Bahn in der Stadt, zu Fuß in Wandsbek oder mit dem Auto in Reinbek. Dazu hat man jede Menge Grün in der Nähe: 5 Minuten nach links den Hammer Park, 5 Minuten nach rechts den Jacobipark. Wobei ich zugeben muss, dass ich beide erst jetzt mit Kind so richtig schätzen gelernt habe. Und wenn man beim Einkaufen mal was vergisst, geht man eben "noch mal kurz runter", denn wir haben hier fast alles fast vor der Tür.
Und auch unsere Wohnung ist mir ans Herz gewachsen. Schließlich war oder ist es unsere erste "richtige" gemeinsame Wohnung, denn die Schanze zählt da nicht so richtig. Und schließlich habe ich hier die komplette Schwangerschaft erlebt. Im Bad den Test gemacht, mich mit Babybauch fluchend und japsend die Treppen hochgeschleppt, einen Wickeltisch ausgesucht, die ersten Babysachen bestellt - und immerhin fast die ersten 4 Monate mit Lene hier verbracht. Da darf man ja vielleicht ein bisschen wehmütig werden 🙂
Hamm-Nord: Was ich vermissen werde.
Abgesehen davon gibt es auch sonst einige Dinge, Orte und Menschen, die ich vermissen werden:
1. Den Jacobipark
Klein, aber fein, und wirklich direkt vor unserer Tür. 5 Minuten zu Fuß, schwupps, schon ist man im Grünen. Sogar einen kleinen Teich gibt's, und morgens hat man hier komplett seine Ruhe. Dann sind nur ein paar Mamis, Hundebesitzer und Hasis unterwegs. Perfekt, um mit dem Kinderwagen ein paar Rundne zu drehen oder entspannt am Teich ein bisschen die Sonne zu genießen. Und grillen kann man hier natürlich auch.
2. Den Hammer Park
Auch nicht wirklich weit und deutlich größer als der Jacobipark. Da frage ich mich, warum wir eigentlich erst jetzt mit Baby so oft hier sind und nicht schon viel früher hier unsere Runden gedreht haben. Abgesehen davon, gibt's am Ende des Parks die weltbesten Torten, im Café May, das ich leider erst kurz vor unserem Umzug dank einer anderen Mami entdeckt habe. Wobei: Ist vielleicht ganz gut so, meine Hüften werden es mir danken 🙂
3. Die zentrale Lage
In nur 15 Minuten ist man von hier aus fast überall. Mit der Bahn in der Stadt, zu Fuß in Wandsbek oder mit dem Auto in Reinbek, bei Ikea oder sonstwo. Trotzdem hat man weitestgehend seine Ruhe, von umgeleiteten Flugzeugen und nervtötender Nachbarsmusik mal abgesehen.
4. Die liebe Nachbarin
Ganz unten im Eingang wohnt Frau Haß. Und auch wenn der Name nicht so klint, ist sie wirklich lieb. Keine Ahnung, wie viele Pakete sie in den letzten 5 Jahren für uns angenommen hat - es waren einige. Und als Lene geboren wurde, haben wir sie unterwegs mit einer Baby One-Tüte getroffen, und sie hatte einen Strampler für die Lütte gekauft. Und uns ihren Keller angeboten, falls wir den Kinderwagen nicht unter kriegen.
5. Den weltbesten Asiaten
Ich bin definitiv süchtig - und es liegt nicht am Glutamat. Denn darauf verzichtet Bok als einer der wenigen Asiaten komplett. Und ich habe noch nirgendwo anders eine so leckere vegetarische Suppe mit Kochbananen gegessen und auch der Mangosalat ist rekordverdächtig lecker. Ich weiß nicht, wie oft wir da bestellt haben - aber ich glaube, Sebastian macht 3 Kreuze, wenn das erst mal nicht mehr geht 🙂
6. Den Budni vor der Tür
Klingt bekloppt, aber ich bin glaube ich auch Budni-süchtig. Und in Jubelstürme ausgebrochen, als eine Filiale direkt vor der Haustür eröffnet hat. Da bin ich tatsächlich fast jeden Tag, irgendwas findet sich ja immer, was man vergessen hat. Das wird mir definitiv fehlen - und bei der Kohle, die ich da gelassen habe, werde ich dem Laden bestimmt auch fehlen 🙂
7. Den kleine Fischladen
Direkt am Hammer Steindamm liegt er, der kleine Fischladen, der ab und zu auch mal 2 Monate schließt, und in dem es den leckersten Lachs und den besten Knusperfisch gibt. Betrieben wird er von einer inzwischen älteren Dame, die auch am Theater und/oder im Fernsehen spielt - und die Poster und Berichte darüber stolz in ihrem Laden aufhängt. Leider ist der Laden seit dieser Woche wieder zu, wird also nichts mehr mit einem Knusperfisch vor dem Umzug.
8. Den günstige Croqueladen
Im Quellenweg liegt er, der Croqueladen um die Ecke. Man wartet zwar meistens etwas, kriegt dafür aber auch einen knusprig-leckeren Croque zum unschlagbaren Preis. Oder wo sonst zahlt man weniger als 5 Euro?
Hamm-Nord: Was ich definitiv nicht vermissen werde.
1. Die endlos langen Treppen
Ganze 75 - in Worten: Fünfundsiebzig - Stufen sind es bis zu uns ins Dachgeschoss. 84, wenn man aus dem Keller kommt. Habe ich direkt bei der Besichtigung gezählt und nicht gedacht, dass ich das in den nächsten 5 Jahren so oft tun werde. Besonders schön ist es im Sommer, wenn man eh schon schwitzt, oder bepackt mit Einkäufen zurückkommt. Wie oft habe ich jede einzelne Stufe verflucht. Aber damit ist jetzt Schluss!
2. Den ekligen Keller
Dunkel, schmutzig, mit niedrigen Decken und schmalen Gängen. Dazu ein Kellerraum ohne Licht - dafür mit jeder Menge achtbeinigen Bewohnern. Igitt! Jahrelang bin ich aus der Garage lieber außen ums Haus rum gegangen, statt durch den Keller. Wer weiß, wer oder was da außer den Spinnen sonst noch alles lauert.
3. Die Hitze im Dachgeschoss
Ganz ehrlich: Ich kann Hitze ja eh nicht so gut ab, und Sebastian ist noch empfindlicher. Und wenn es draußen 35 Grad sind, gehen wir eigentlich beide nicht mehr vor die Tür. Aber hier überlegt man es sich dann doch. Denn wenn man in der Wohnung bleibt, brutzelt man in brütender Hitze schön vor sich hin. Auch wenn die Idee, Hitzeschutzfolien aus dem Erste-Hilfe-Kasten vor die Fenster zu hängen, es etwas besser gemacht hat.
4. Den fehlenden Balkon
Bei der Besichtigung stand ich vor dem Haus und habe mich über die Balkone gefreut. Um dann festzustellen, dass es im Dachgeschoss keinen gibt. Super. Also nichts mit in der Sonne sitzen, kein Frühstück an der frischen Luft, keine Grillabende.
5. Die "Musik" der Nachbarn
Oder was sie als Musik bezeichnen. Jedenfalls hat es mehr als genug Bass. Und den muss man natürlich vorwiegend abends ab 22 Uhr oder am Wochenende auch gern mal bis 3 voll aufdrehen. Auch immer wieder schön waren die Karaokeparties im Stockwerk unter uns. Nicht.
Neu-Allermöhe, wir kommen!
Das war's jetzt also mit Hamm-Nord. Das nächste Ziel heißt Neu-Allermöhe. Ich bin sehr gespannt, was uns da erwartet, abgesehen von einer schönen und großen Wohnung, mit viel Grün drumherum, einem Badesee und vielen Familien mit kleinen Kindern. Bis in die Stadt sind es mit der Bahn 15 Minuten - ist also auch nicht wirklich weit. Und in Bergedorf ist man auch ruckzuck. Lassen wir uns also überraschen und sagen:
Auf geht's, Neu-Allermöhe, dann zeig mal, was Du kannst!