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Hypnobirthing – so war die Geburt.

Baby nach Hypnobirthing-Geburt
Katrins Baby ist da! Verhalf ihr das Hypnobirthing zur Wunschgeburt?

Vor einiger Zeit hat Katrin euch hier in einem mehrteiligen Gastbeitrag von ihrem Hypnobirthing-Kurs zur Geburtsvorbereitung erzählt. Nach einer traumatischen ersten Geburt hat sie sich gewünscht, dass die Geburt ihres zweiten Kindes anders läuft. Jetzt ist das Baby da - herzlichen Glückwunsch! Und wir erfahren endlich, ob Katrin dank Hypnobirthing ihre Wunschgeburt erleben konnte. Seid ihr auch schon so gespannt wie ich? Los geht's:

Hypnobirthing - mein Geburtsbericht

Wie ihr in den anderen Teilen meiner Serie lesen konntet, wollte ich für die Geburt meines zweiten Kindes Hypnobirthing ausprobieren. Zusammen mit meinem Mann habe ich einen Kurs von Inken besucht. In diesem Kurs haben wir verschiedene Techniken gelernt, die einem dabei helfen sollen, eine selbstbestimmte Geburt zu erleben - im besten Fall sogar schmerzfrei.

Bevor ich euch schreibe, wie nun die Geburt meines zweiten Kindes war, möchte ich nochmal kurz zusammenfassen, was meine (Haupt-)Wünsche an die zweite Geburt waren:

  • Ich möchte angstfrei an die Geburt ran gehen
  • Ich möchte so lange wie möglich zu Hause bleiben
  • Ich möchte so wenige Eingriffe von Hebammen oder Ärzten wie möglich
  • Ich möchte mich während der Geburt frei bewegen können
  • Ich möchte keine PDA haben
  • Ich möchte eine kürzere Geburt haben
  • Ich möchte keine Schmerzen haben

Das waren sieben Punkte, die mir besonders wichtig waren. Alle Punkte (und auch noch weitere) hatte ich in meinem Geburtsplan schriftlich festgehalten und als Ausdruck in meine Krankenhaustasche gepackt.

Hypnobirthing: die Geburt

Vorab möchte ich kurz sagen, dass die angegebenen Uhrzeiten immer ungenauer werden, da das Zeitgefühl verloren ging, und ich wie auch mein Mann tatsächlich andere Dinge im Kopf hatte, als uns die Zeiten zu notieren 😉

Alle Menschen um mich herum sagten mir, Kind Nr. 2 kommt früher als der errechnete Termin angegeben wurde. Nicht nur, weil es das zweite Kind war, und diese wohl ‘immer’ früher kommen, sondern weil es auch noch ein Junge wird. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass es früher losgehen würde. Jeden Morgen wachte ich auf und dachte, nein heute ist es nicht so weit. So verstrich Tag für Tag und so auch der Stichtag, ohne das ein Kind geboren wurde.

Ich wusste: Morgen kommt mein zweites Kind.

Am Tag vor der Geburt wachte ich morgens auf und wusste, morgen kommt mein zweites Kind. Ich weiß nicht, wieso ich das dachte, aber ich war mir sicher, am nächsten Tag halte ich mein Baby in den Armen. Als ich abends ins Bett ging, sagte ich zu meinem Mann “in zwei Stunden sehen wir uns wieder”. Er lächelte mich an, mit einem leichten “Oh bitte nicht schon wieder” im Blick. Man muss dazu sagen, dass schon unser erstes Kind kurz nach dem Zubettgehen der Meinung war, mich mit einem Blasensprung zu wecken.

0:47 Uhr
Ein kurzes, picksendes Gefühl tief in mir weckt mich. Aua! Blasensprung? Schon wieder so? Ich fühlte kurz unter meiner Bettdecke nach - nein alles trocken. OK, wer weiß was das war. Aber ich dachte mir, wenn ich schon mal wach bin, kann ich auch auf Toilette gehen. Ich stand also auf und - platsch. OK, doch Blasensprung. Und wie beim ersten Kind passierte es, kurz nachdem ich eingeschlafen war. Ich weckte meinen Mann und ging ins Bad.

Ich begann meine erste Hypnose

Mein Mann startete die Wehenzähler App, so dass wir die Länge und die Abstände jeder Welle (Wehe) messen konnten. Nachdem ich mich fertig angezogen hatte, begann ich mit meiner ersten Hypnose auf dem Sofa. Ich versuchte mich völlig zu entspannen, einfach nur zu atmen und lauschte der Audiodatei, die ich mir für den Start ausgesucht hatte.

3:33 Uhr
Immer wieder hatte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren gesteckt und mir verschiedene Hypnosen oder Affirmationen angehört. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie sich die Zeit verhält, wenn man ein Kind bekommt. Es gibt Momente, die scheinen nicht vergehen zu wollen, und dann schaut man nach kurzer Zeit wieder auf die Uhr und es sind Stunden vergangen.

Meine Wellen kamen alle 3 Minuten - wir fuhren ins Krankenhaus

Da meine Wellen nun in einem Abstand von ca. drei Minuten kamen, entschied ich, dass wir ins Krankenhaus fahren. Interessanterweise setzten die Wellen auf dem Weg ins Krankenhaus fast aus. Ich dachte schon, ich wäre zu früh losgefahren. Also dachte ich noch, ok, dann gehen wir erstmal entspannt zur Anmeldung und dann in den Kreissaal. Auf dem Parkplatz angekommen, entschied ich mich um, denn meine Wellen wurden wieder stärker und regelmäßiger. Wir gingen direkt in den Kreißsaal.

4:18 Uhr waren wir im Kreißsaal. Ich überreichte der anwesenden Hebamme meinen Geburtsplan und wir starteten mit einem CTG, um zu sehen, wie der aktuelle Stand ist. Da ich in meinem Plan festgehalten hatte, dass ich mich gern frei bewegen möchte, musste ich mich nichts ins Bett legen, und konnte auch während des CTGs stehen, wippen, gehen, je nachdem, was ich machen wollte.

Wie auch schon zu Hause, war mein Mann immer an meiner Seite. Er stützte mich bei jeder Welle, hielt mich und hatte immer Etwas zu trinken parat 🙂

Die Hebammen hielten sich an meinen Geburtsplan

7:00 Uhr - Schichtwechsel
Wir bekamen eine neue Hebamme. Wie in meinem Geburtsplan gewünscht, waren die anwesende wie auch die neue Hebamme sehr zurückhaltend. Wir hatten viel Zeit für uns, ohne störende Einflüsse von außen.

Bei den stärkeren Wellen half mir das Atmen nicht wirklich

8:00 Uhr
Meine Wellen kamen weiter im Abstand von etwas drei Minuten, aber die Intensität wurde stärker. Ich versuchte mit der Musik, den Affirmationen und den Atemtechniken mich zu entspannen und meinen Fokus zu ändern. Leider gelang es mir nicht so ganz. Bei jeder Welle versuchte ich tief in meinen Bauch zu atmen, nur wurde mein Bauch jedes mal derart fest, dass es mir sehr schwer fiel, überhaupt in den Bauch zu atmen. Ich versuchte verschiedene Positionen, Stehen, Sitzen, Liegen, aber es gab immer wieder Momente, da half mir das Atmen oder auch die Audiodateien nicht wie gewünscht. An der Stelle half mir tatsächlich mein Mann ein wenig weiter. Da er durch die App meine Wellen im Blick hatte, konnte er mir immer sagen, dass es gleich auch schon wieder geschafft war. Das hatte mir bei jeder Welle geholfen.

9:00 Uhr
Ich wechselte auf den Geburtshocker, da ich hier das Gefühl hatte, am bequemsten sitzen zu können, und den Wellen am besten mit meiner Atmung zu begegnen.

Ich hatte meine Kopfhörer wieder in den Ohren und bemerkte zunächst nicht, dass die Hebamme in den Raum gekommen war. Das nächste CTG war angesagt. Es war das zweite CTG und blieb auch tatsächlich das letzte CTG. Während der ersten Geburt war ich dauerhaft am CTG angeschlossen und konnte mich nicht bewegen. Das war nun bei der zweiten Geburt schon mal ein Vorteil. Während ich auf dem Hocker saß, mich bei jeder Wellen versuchte zu entspannen und zu atmen, beobachtete mich die Hebamme. Ihr fiel auf, dass ich mich in jeder Welle ins Hohlkreuz bewegte. Sie gab mir den Tipp, dass auch wenn es für mich angenehmer wäre, ich mein Becken mehr nach vorn kippen sollte, um den Weg für mein Baby zu erleichtern. Ich versuchte, ihrem Tipp nachzugehen, aber angenehm war anders.

Ich merkte, das Baby möchte kommen

Die Wellen wurden immer stärker und der Druck nach unten nahm weiter zu. Die Hebamme wollte kurz gucken, wie weit mein Muttermund geöffnet war und ich wechselte auf das Bett.

Ich merkte, das Baby möchte kommen. Ich versuchte weiter tief in den Bauch zu atmen. Aber schaffte es nicht. Ich versuchte die J-Atmung. Aber auch die half mir nicht. Ich konnte mich weder auf die Atmung konzentrieren, noch schaffte ich es verschiedene Visualisierungstechniken an zu wenden. Ich war so mit mir, meinem Körper und was gerade passiert beschäftigt, dass ich nicht an die Techniken denken konnte, die ich in dem Kurs oder auch zu Hause geübt hatte.

10:39 Uhr - mein zweites Baby ist da

Mein zweites Baby ist endlich da. Die Hebamme reicht mir meinen kleinen Schatz in die Arme, und ich kann die Nabelschnur durchschneiden. Er ist ruhig und entspannt. Geschafft. Mein zweites Kind wurde geboren. Wir sind alle glücklich, gesund und, soweit man das ohne Schlaf sagen kann, munter.

Da ich mir eine ambulante Geburt gewünscht hatte, bleiben wir noch eine gewisse Zeit im Kreißsaal zur Beobachtung, können dann aber alle gemeinsam nach Hause fahren.

Hat das Hypnobirthing meine Wünsche erfüllen können?

    1. Ich möchte angstfrei an die Geburt rangehen
      Während der Schwangerschaft gab es immer wieder Momente, in denen hatte ich Sorgen und auch Ängste. Ich hatte Sorgen, ob alles gut gehen würde. Würde die Geburt gut verlaufen und mein kleines Baby gesund auf die Welt kommen? Ich machte mir auch Gedanken, ob ich die verschiedenen Hypnose-Techniken zum richtigen Zeitpunkt nutzen könnte. Aber ich denke, das sind eben Gedanken, die man als Schwangere hat.
      Aber als es dann losging, hatte ich keine Sorgen oder Ängste mehr. Ich freute mich, dass es nun losging und ich bald mein Kind empfangen durfte.
    2. Ich möchte so lange wie möglich zu Hause bleiben
      Da ich durch die zweite Geburt ungefähr wusste, was auf mich zukommen würde, war ich wesentlich entspannter und konnte die Zeit zu Hause für mich besser nutzen.
    3. Ich möchte so wenige Eingriffe von Hebammen oder Ärzten wie möglich.
      Der Hypnobirthingkurs brachte mich dazu, mir Gedanken zu meiner Wunschgeburt zu machen und einen Geburtsplan zu schreiben, in dem ich meine Wünsche festgehalten hatte. Diese Wünsche einmal schriftlich festzuhalten und dann (spätestens) am Tag der Geburt der Hebamme und/oder dem Arzt zu übergeben, gab mir ein sicheres Gefühl und stärkte mich auch in meinen Wünschen. 
    4. Ich möchte mich während der Geburt frei bewegen können.
      Dieser Wunsch wurde komplett berücksichtigt. Das vorhandene Personal ließ uns viel Zeit, die wir ganz mit uns verbringen konnten. Trotzdem fühlten wir uns nicht allein und uns wurden in bestimmten Situationen hilfreiche Tipps gegeben. 
    5. Ich möchte keine PDA haben.
      Ich brauchte keine PDA - Yeah!
    6. Ich möchte eine kürzere Geburt haben.
      Meine erste Geburt dauerte ab Blasensprung knapp über 23 Stunden. Nun waren es nur knapp 10 Stunden. Immerhin.
    7. Ich möchte keine Schmerzen haben.
      Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Ich hatte Schmerzen.
      Aber im Vergleich zur ersten Geburt hatte ich zeitlich weniger Schmerzen. Während der ersten Geburt hatte ich Wellen, die mich komplett überrannt hatten, und ich mit dem Gefühl total überfordert war. Jetzt konnte ich mit der Atmung die Eröffnungsphase gut veratmen. Auch wenn es Momente gab, die weh taten, konnte ich gut damit umgehen. Nur die eigentliche Geburt selbst, hier hatte ich Schmerzen. Diese konnte ich weder wegatmen noch wegdenken.

Hypnobirthing - mein Fazit:

Mein größter Wunsch, eine schmerzfreie Geburt zu erleben, konnte mir der Hypnobirthingkurs leider nicht erfüllen. Das empfand ich schon als Enttäuschung, da dies aus meiner Sicht die Hauptbotschaft ist, mit der Hypnobirthing beworben wird.

Woran es lag, dass ich die Techniken nicht erfolgreich anwenden konnte, darüber kann nur spekuliert werden. Vielleicht hätte man die Techniken noch verstärkter üben müssen. Oder meine anfängliche Skepsis hinderte mich daran, die Techniken tief zu verinnerlichen. Aber in der “heißen” Phase der Geburt konnte ich die Techniken leider nicht anwenden. Ich kam überhaupt nicht in die Lage, an Hypnobirthing zu denken. Es war wie aus meinem Kopf gelöscht. Oder anders ausgedrückt, mein Kopf konnte nicht mehr denken, nur mein Körper hat noch funktioniert.  

Selbstbewusst in den Kreißsaal dank Geburtsplan

Aber ich muss auch sagen, dass mich Hypnobirthing und auch der Kurs dazu gebracht haben, mir explizit über “meine” Geburt Gedanken zu machen. Dadurch habe ich mir nicht nur genau Gedanken dazu gemacht, wie ich mir meine Geburt vorstelle, sondern ich habe auch einen Geburtsplan geschrieben, mit dem ich selbstbewusst in den Kreißsaal gehen konnte.

Zusätzlich empfand ich die Rolle des Mannes sehr schön. Nicht nur, weil ich während der Schwangerschaft immer wieder nach kleinen Massagen verlangen konnte, weil das ja Teil der Übungen waren 😉 , sondern auch, weil ich das Gefühl hatte, mein Mann konnte mich aktiv unterstützen. Er war in den Prozess involviert. Auch mein Mann hatte das Gefühl, mir besser während der Geburt helfen zu können. Während der ersten Geburt fühlte er sich nur als “anwesend”, wusste aber nicht genau, wie er sich integrieren konnte. Nun bei der zweiten Geburt, fühlte sich das anders an.

Leise, still und schmerzfrei war es nicht

Ich glaube, Hypnobirthing ist eine gute Möglichkeit, sich positiv mit der Schwangerschaft und der Geburt auseinanderzusetzen. Ich denke, dass mir die Atmentechniken auf jeden Fall in der ersten Phase der Geburt gut weitergeholfen haben, so dass ich keine Schmerzmittel brauchte. Gerne hätte ich mein Kind so leise, still und schmerzfrei geboren, wie ich es in einigen Videos gesehen hatte. Aber dem war nicht so.

Ich denke, Hypnobirthing ist eine gute Alternative, die man sich anschauen kann. Ob man dazu einen Kurs besuchen muss, oder sich zunächst nur das Buch dazu kauft, muss jeder selbst entscheiden. Auch der finanzielle Aspekt ist zu berücksichtigen. Denn anders als der normale Geburtsvorbereitungskurs, der von den Krankenkassen bezahlt wird, muss man den Hypnobirthingkurs privat bezahlen.

Vielen Dank, Katrin, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast!

Wie Katrin den Hypnobirthing-Kurs erlebt hat, lest Ihr hier:
Hypnobirthing - (wie) funktioniert das eigentlich?
So lief der erste Teil des Vorbereitungskurses
Die erste Hypnose, Atemtechniken & Entspannung
Wunschgeburt, Geburtslust & Entspannung
Wie alles anders kam
Hypnobirthing - der Countdown läuft

Veröffentlicht am Kategorien Baby und KinderSchlagwörter ,

Über Wiebke

In aller Kürze: Als Zweifach-Mama mag ich lieber Fußball statt Ballett, Bier statt Prosecco, Sneakers statt High Heels, Tarantino statt Titanic [obwohl so eine schöne Schnulze natürlich manchmal auch einfach sein muss :)], und ich hasse es, Schuhe zu kaufen. Davon abgesehen hänge ich an Hamburg, bin gern am Hafen, bei Konzerten im Stadtpark oder zum Mitfiebern im Volkspark – und all das am liebsten mit Kamera im Gepäck.