Es geht weiter! Nachdem Katrin in den ersten beiden Teilen ihres Gastbeitrags zum Thema "Hypnobirthing" erzählt hat, warum sie sich für den Kurs entschieden hat, und wie der Einstieg lief, erlebt sie in Teil 2 des Kurses ihre erste Hypnose und lernt viel über Atemtechniken und Entspannung. Viel Spaß beim Lesen!
Buchtipp: “HypnoBirthing” von Marie F. Mongan.
Heute startet der zweite Kursabend zum Thema Hypnobirthing, und ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht. In Vorbereitung auf den Abend habe ich schon begonnen, das Buch “HypnoBirthing” von Marie F. Mongan durchzulesen, das wir zum Kursstart bekommen haben. Ich habe jetzt ungefähr die Hälfte des Buches geschafft.
In der ersten Hälfte des Buches geht es zunächst um die Geschichte der Geburt, und wie es dazu gekommen ist, dass in der westlichen Welt die Geburt mit Schmerz assoziiert wird. Während ich die Kapitel durchlese und erfahren muss, wie Frauen zu bestimmten Zeiten ihre Kinder gebären mussten, wird mir ganz anders. Es wird erläutert, dass aufgrund der Umstände Frauen Angst vor der Geburt bekamen. Weiter wird erläutert, wie diese Angst dazu führt, dass aus einem natürlichen und im besten Fall schmerzfreien Vorgang wie der Geburt etwas Schmerzvolles wird.
Hatte ich Angst vor der Geburt?
Ich frage mich, inwieweit ich Angst vor der Geburt hatte, und ob das bei mir Schmerzen verursacht hat. Eigentlich dachte ich, ich wäre angstfrei an meine erste Geburt herangegangen. Doch nachdem ich die ersten Kapitel des Buches gelesen habe, wird mir bewusst, dass die äußeren Umstände mir die Unbefangenheit genommen und mir Angst gemacht haben. Nicht bewusst, sondern eher im Unterbewussten. Ich erlebe die Momente wieder, in denen mir Hebammen und Ärztinnen immer wieder sagten, dass etwas nicht stimmt, dass es zu lange dauert, dass es meinem Baby nicht gut geht. Mir wird klar, dass ich mich unwohl und unsicher gefühlt habe. Was stimmt mit meiner Geburt nicht?
Ich frage mich, ob die ganzen äußeren Eingriffe wie die PDA oder der Wehentropf wirklich notwendig gewesen sind oder sie die Geburt nur gestört, verlangsamt und mir Angst gemacht haben.
Wie wünsche ich mir die Geburt?
Ich denke an den ersten Hypnobirthing Kursabend zurück, und dass wir uns eine Wunschgeburt notiert haben. Ich hole den Zettel aus der Mappe, die wir bekommen haben und lese mir nochmal meine Notizen durch
nicht zu schnell, nicht zu lang / ohne äußere Eingriffe / ohne PDA / entspannt / ausgeschlafen / so privat wie möglich / ohne Angst / eine natürliche Geburt / selbstbestimmt
Ich fühle mich bestärkt, dass ich meine zweite Geburt ohne PDA schaffe, ohne Wehentropf, ohne ständige Untersuchungen von verschiedenen Hebammen oder Ärzten oder Infusionen.
Hypnobirthing - der zweite Kursabend beginnt.
Heute starten wir mit drei Geburtsvideos. Wie schon bei den Videos vom ersten Abend sind auch diesmal alle Frauen ruhig und werden von Ihren Partnern bestmöglich unterstützt. Ein Video zeigt eine Geburt in einem Krankenhaus. Die anderen Videos wurden während Hausgeburten aufgenommen. Da es aktuell so aussieht, dass wir alle unsere Kinder in einem Krankenhaus bekommen werden, war es schön zu sehen, dass eine Hypnobirthing Geburt auch im Krankenhaus stattfinden kann, und nicht nur in den heimischen 4 Wänden.
Gespräch mit meinem Kind. Ein erste Hypnose.
Nach den Geburtsvideos führen wir ein Gespräch mit dem Kind. Wie machen es uns auf den Yoga-Matten bequem und Inken liest uns einen Text vor. Der Text soll uns helfen, uns positiv auf die Ankunft des neuen Erdenbewohners einzustimmen. Es ist schon verrückt, wenn man überlegt, dass man in ein paar Wochen sein Baby in den Armen hält. Es sind liebevolle Worte, die gesagt werden. Normalerweise unterhalte ich mich nicht mit meinem ungeborenen Kind, da ich mir dabei immer ein wenig albern vorkomme. Aber das Gespräch soll bewirken, dass man schon jetzt eine positive Verbindung zum Kind aufbaut, und somit später die Geburt gemeinsam als Team durchläuft. Also unter diesem Aspekt spreche ich gern mit meinem Bauch 🙂
Das Versprechen des Papas.
Es folgt das “Versprechen des Vaters” an das Baby. Auch dieser Text besteht aus einer vielzahl lieber und warmer Worte. Ich finde es schön, wie die Väter mit einbezogen werden. Ich habe von einigen Vätern gehört, dass es für sie immer ein wenig schwierig ist, Verbindung zu ihrem Baby aufzubauen, so lang dieses noch nicht geboren wurde. Ich denke, dass durch diesen Text es den Vätern ein wenig leichter gemacht wird.
Atmen ist nicht gleich atmen.
Mit eine der wichtigsten Techniken im Hypnobirthing betrifft die Atmung. Atmen ist während der Geburt essentiell, denn nur durch die richtige Atmung gelangt ausreichend Sauerstoff ins Blut und wir haben genug Kraft für die Geburt. Inken zeigt uns verschiedene Atemtechniken und erläutert, wann welche Technik unter der Geburt anzuwenden ist.
Da denkt man, atmen kann gar nicht so schwer sein, aber wenn man ganz bewusst in den Bauch atmen und sich dabei noch entspannen soll, dann ist es doch ein wenig anstrengender als anfangs gedacht. Ich bin es eher gewohnt, in den Brustkorb zu atmen, denn wer will schon einen dicken Bauch haben. Aber gut, da der Bauch eh wächst, sind ein paar Zentimeter mehr oder weniger Bauchumfang jetzt auch egal. Von daher heißt es jetzt: üben - üben - üben, oder besser gesagt: atmen - atmen - atmen.
Schmerzfreie Geburt durch richtige Atmung?
Ich erinner mich an die Geburt meines ersten Kindes zurück und weiß noch, wie ich die ersten Wehen ganz gut weg-atmen konnte und keine Schmerzen hatte. Aus diesem Grund kann ich mir gut vorstellen, dass man mit der richtigen Atmung auch die gesamte Geburt über schmerzarm oder gar schmerzfrei erleben kann. Ich denke, die größte Herausforderung wird es jedoch sein, an die passende Atmen-Technik zu denken, je nachdem, in welcher Phase der Geburt man sich gerade befindet. Aber vielleicht ist das auch reiner Instinkt, und wenn man die Technik an sich erstmal beherrscht, weiß man ganz automatisch, wann man wie zu atmen hat. Außerdem ist der Partner ja dabei. Er kann vielleicht auch den ein oder anderen Hinweis auf die passende Atmung geben.
Light-Touch-Massage - Nay oder doch Yay?!
Als ich in einem der Videos vom ersten Abend gesehe habe, wie ein Vater die Light-Touch-Massage bei der Mutter während der Geburt angewendet hat, war meine erste Reaktion gegenüber meinem Mann “Mach das bloß nicht bei mir”. Man muss dazu sagen, dass die Light-Touch-Massage eine ganz leichte Massage ist, bei der nur die Fingerspitzen über den Rücken streicheln, ganz leicht, ganz sanft. Diese Wischi-Waschi-Berührungen kann ich gar nicht ab und die Vorstellung, dass mich während der Geburt jemand auf diese Art anfasst, war mir beim ersten Abend komplett zuwider.
Nun gut, neuer Abend, neuer Versuch. Inken zeigt uns, wie die Massage-Technik funktioniert und wir testen sie einmal gegenseitig aus.
Ich bekomme eine Gänsehaut.
Ich bin positiv überrascht. Ein leichtes Kribbeln geht durch meinen Körper während mein Mann mit seinen Fingern über meinen Rücken streicht. An einigen Stellen bekomm ich sogar eine Gänsehaut. Ein gutes Gefühl. Während mein Mann über den Rücken streichelt, frage ich mich, ob ich vielleicht einen kleinen Lachanfall bekomme, sollte er das während der zweiten Geburt ausprobieren. Selbst wenn, Lachen bringt mir Glückshormone und die kann ich sicher gut gebrauchen. Und darum geht es. Durch die Light-Touch-Massage sollen Endorphine ausgeschüttet werden und die machen bekannterweise entspannt und glücklich. Was will man mehr während der Geburt.
Lieber Partner, jetzt bist du dran.
Im Hypnobirthing ist der Partner während der Geburt kein passiver Zuschauer, sondern nimmt einen aktiven Part als Begleiter ein, um die werdende Mutter bestmöglich zu unterstützen. Uns werden jetzt Entspannungstechniken gezeigt, bei denen der Partner während der Geburt aktiv mithilft. Wir üben eine Methode namens “Anker setzen”. Bei dieser Übung lernen wir mit Hilfe der Berührung des Partners in eine tiefe Entspannung zu kommen. Der Partner liest einen Text vor und berührt uns zu bestimmten Textpassagen an der Schulter. Ziel soll es sein, dass wir die Übung regelmäßig trainieren, sodass schon diese einfache Berührung unseres Partners an der Schulter schnell in diesen entspannten Zustand bringen soll. Diese Berührung ist quasi der Anker.
Eine Berührung als Anker.
Die Vorstellung, dass ich mittels einer einfachen Berührung in einen entspannten Zustand kommen kann, finde ich sehr bemerkenswert. Aber andererseits man kennt es, man bemerkt einen Geruch von früher und schon fühlt man sich in seine Kindheit zurückversetzt. Der Gedanke an eine Zitrone und schon läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Das sind beides Beispiele für einen Anker, der in einem selbst eine bestimmte Reaktion auslöst. Was beim Geruch oder bei einem Gedanken an eine Zitrone funktioniert, kann also auch über die Berührung des Partners funktionieren.
So einfach es vielleicht klingen mag, so einfach ist es leider nicht. Um durch eine einfache Berührung in eine tiefe Entspannung zu kommen, muss dies Technik regelmäßig geübt werden.
Entspannen mit dem Regenbogen.
Wir wechseln zu den Visualisierungstechniken. Als erstes folgt die Regenbogenentspannung. Wir sollen es uns wieder auf den Matten bequem machen und Inken liest uns einen Text vor. Es wird der Regenbogen beschrieben und aus welchen einzelnen Farben dieser besteht. Ähnlich den anderen Entspannungstechniken fällt es mir wieder schwer, mich fallen zu lassen. Ich bin gespannt, ob ich es wirklich schaffen werden, mich dank der Techniken zu entspannen. Gerade wenn ich an die Geburt denke, kann ich mir vorstellen, dass es nicht leichter wird, sich zu entspannen, da man sich in einer ungewohnten Umgebung befindet, fremde Menschen um einen sind, und man sowieso gespannt ist, wie die Geburt verlaufen wird.
Üben - üben - üben.
Inken empfiehlt mir, die Atem- und Entspannungsübungen zu Hause zu üben. Weiter meint sie, ich solle mir aus den verschiedenen Audio-Dateien 2 oder 3 raussuchen, bei denen ich wirklich entspannen kann. Ich muss ich nicht alle Techniken beherrschen oder bei allen entspannen können. Wenn ich es bei ein paar ausgewählten Techniken schaffe, ist mir schon geholfen. Und auch hier heißt es wieder: üben - üben - üben.
Zum Abschluss des Abends folgen weitere Visualisierungsbeispiele und Hinweise, wie man sich auf die Geburt weiter vorbereiten kann. Neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gehört auch Bewegung dazu.
Mein Gedankenkarussel dreht sich.
Fazit: Mir fällt es weiterhin unglaublich schwer, mich in den Selbsthypnosen fallen zu lassen. Mein Gedankenkarussell dreht sich die ganze Zeit und ich kann es nicht abschalten. Das frustriert mich. Ich werde versuchen, der Empfehlung von Inken zu folgen, und mir aus den den Audio-Dateien für mich passende Übungen raussuchen, bei denen ich das GEfühl habe, dass ich mich leichter entspannen kann. Zusätzlich heißt es, üben, üben, üben. Da komm ich nicht dran vorbei. Mit einem kleinen Kind zu Hause ist das nicht so einfach. Aber ich werde versuchen, einen Termin im Kalender fest einzutragen, so dass ich mir ein Zeitfenster pro Tag dafür frei halten werde.
Hier gehts zu den anderen Teilen des Gastbeitrags:
Teil 1: Hypnobirthing - (wie) funktioniert das eigentlich?
Teil 2: So lief der erste Teil des Vorbereitungskurses
Teil 3: Erste Hypnose, Atemtechniken & Entspannung
Teil 4: Wunschgeburt, Geburtslust & Entspannung